Reparieren, recyceln, leasen: Die Fashion-Industrie muss umdenken

Die Modebranche hat ein Problem, denn bislang stand sie nicht gerade für Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit. Was sich daran bereits geändert hat und wie die Modewelt der Zukunft aussehen könnte.

Länger tragen statt neu kaufen: In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für einen nachhaltigeren Umgang mit Mode in Deutschland deutlich gestiegen. Laut einem Greenpeace-Bericht von Juli 2022 sind zwei Drittel der Befragten bereit, weniger neue Kleidung zu kaufen. Ganze 89 Prozent wollen außerdem ihre bereits vorhandenen Kleidungsstücke länger tragen.

Die Gesellschaft denkt um – weg von Fast Fashion, hin zu mehr Nachhaltigkeit, für Klima und Umwelt. Gerade bei jungen Menschen liegt Secondhand seit Jahren im Trend: In Großstädten eröffnen Filialen wie Vinokilo oder Humana ein Geschäft nach dem anderen.

Damit sich wirklich etwas ändert, muss jedoch auch die Modeindustrie mitziehen. Momentan ist sie für bis zu zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, laut dem Modemagazin Vogue entstehen 70 Prozent davon bereits in der Produktion. Unmengen an Wasser werden bei der Herstellung eines einzigen T-Shirts verbraucht. Und diese werden in Massen produziert. Die Überproduktion ist das größte Problem der Branche: Durch sie entstehen Berge von Müll, die das Klima zusätzlich belasten.

Arbeitskleidung
Für unterschiedlichste
Berufsgruppen

Schluss mit Greenwashing: Produktionsweisen nachhaltiger Labels

Doch Veränderung ist in Sicht – und die geht zum Glück über Greenwashing hinaus. Es gibt immer mehr nachhaltige Fashionlabels, die auf eine umweltfreundliche Produktionsweise achten. Ganz vorne mit dabei: Patagonia. Die Outdoor-Marke machte kürzlich Schlagzeilen, als ihr Gründer Yvon Chouinard entschied, die Gewinne des Unternehmens in Zukunft an gemeinnützige Stiftungen zu spenden, die sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen.

Brands wie ARMEDANGELS oder Salzwasser reduzieren ihren CO2-Footprint, indem sie in Klimaprojekte investieren und so Emissionen kompensieren. Außerdem streben sie langfristige Kooperationen mit Produzenten an, die faire Arbeitsbedingungen vertreten und nach zertifizierten Standards wie dem Global Organic Textile Standard (GOTS) arbeiten, bei dem die gesamte Herstellungskette eines Produkts kontrolliert wird. Sie produzieren darüber hinaus mit Materialien und Rohstoffen, die umweltverträglich sind, zum Beispiel mit Biobaumwolle oder veganem Leder.

Mit der Good on You-App kann man sich über verschiedene nachhaltige Labels und ihre Produktionsweisen informieren. Sie werden in den Kategorien Umweltfreundlichkeit, Fairness und Tierwohl bewertet. Käufer können beim Neukauf außerdem auf Siegel wie GOTS oder IVN Best achten, erklärt Greenpeace.

Geschlossene Kreisläufe und Recycling

Selbst Fast-Fashion-Unternehmen stellen ihre Produktion um: Seit einer groß angelegten Detox-Kampagne von Greenpeace verzichten sogar Firmen wie H&M auf Giftstoffe bei der Herstellung ihrer Kleidung, die vorher Gewässer und Grundwasser verschmutzten. Sowohl nachhaltige Brands als auch Fast-Fashion-Anbieter setzen außerdem auf Kreislaufwirtschaft: Produzierte Kleidung bleibt dabei in einem möglichst geschlossenen Zyklus, in welchem sie durch Reparatur und Recycling wieder auf den Markt gelangt – statt direkt im Müll zu enden.

Onlinehändler wie Nudie Jeans bieten zum Beispiel Reparaturservices an, und Mode-Filialen vor Ort nehmen getragene Kleidung an. Die Kleidungsstücke werden daraufhin zerfasert und zu neuem Stoff gesponnen. Überhaupt ist das Recycling von alter Ware ein wichtiger Prozess: Ob Polyester, Wolle oder Baumwolle – in den vergangenen Jahren wurde viel geforscht, um aus bestehender Mode neue zu kreieren. So können Wasser, Rohstoffe und CO2 eingespart werden, die bei einer Neuproduktion in größeren Mengen anfallen würden.

Auf Apps wie Vinted findet man Secondhandkleidung und kann eigene Teile verkaufen oder tauschen.

Aus Alt wird Neu

Für die Zukunft fordert Greenpeace allerdings ein grundlegendes Umdenken der Fashion-Firmen: „Sie müssen von Textilhändlern zu Textildienstleistern werden“, heißt es im Bericht. Modeanbieter sollten neben der Reparatur beispielsweise auch Secondhandkleidung in ihren Shops zur Verfügung stellen und so zu Dienstleistern statt Neuproduzenten werden. Erste Schritte machen bereits Zalando oder About You: Sie bieten „Pre-Owned“- oder „Pre-Loved“-Fashion auf ihren Websites an. Auch auf Apps wie Vinted findet man Secondhandkleidung und kann eigene Teile verkaufen oder tauschen.

Verbraucherinnen und Verbraucher können außerdem auf Leihkonzepte zurückgreifen. Beim Wegbereiter Kleiderei kann man schon seit zehn Jahren Mode leihen. Bei UNOWN können Kleidungsstücke im monatlichen Abo geleast werden. Eine nachhaltige Idee – nicht nur für Alltagskleidung. Auch für Berufskleidung gibt es bereits seit vielen Jahren Lösungen, um Kleidung zu nutzen, ohne sie kaufen zu müssen. Auf den umweltfreundlichen Ansatz des Textilsharings setzt Mewa und vermietet Berufsbekleidung und Arbeitstextilien. Nach der Nutzung kümmert sich Mewa um eine fachgerechte Reinigung und Reparatur, bevor die Textilien wieder ausgeliefert werden – ein Kreislaufsystem, das Umwelt und Ressourcen schont. 

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