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Frauen und Handwerk: Kann die das?

„Mama, ich werde später einmal Bauarbeiterin“ ‒ ein Satz, der auch 2022 eher belächelt als gefördert wird. Denn für viele ist das Handwerk auch 2022 noch eine Männerdomäne. Warum damit endlich Schluss sein muss.

Diversität ist eines der Schlagworte unserer Zeit. Dazu gehört auch: ein möglichst gemischtes Bild am Arbeitsplatz ‒ auch was die Geschlechter betrifft. Doch gerade im Handwerk sind viele Berufe 2021 nach wie vor noch männlich dominiert.

Klar, es gibt die Sparten im Handwerk, die bei Frauen besonders beliebt sind: 84 Prozent Frauenanteil im Maßschneider- und gut 80 Prozent im Konditorenhandwerk sowie jeweils rund 75 Prozent in Gold- und Silberschmieden sowie Friseurbetrieben, gibt der Zentralverband Deutsches Handwerk (ZDH) zum Internationalen Frauentag 2021 zu Protokoll. Doch dann wird es schnell dünn: Insgesamt liegt der Frauenanteil bei den Auszubildenden nur bei 18,3 Prozent. Im Gewerk Mauern und Betonbau lassen sich gerade einmal 1,1 Prozent Frauen verzeichnen, und auch im Bereich der Klempnerei beträgt die Frauenquote nur etwa 2 Prozent.

Von Vorurteilen und Zweifeln

Statistisch geht es zwar etwas bergauf, doch bis zur ausgewogenen Verteilung der handwerklichen Berufe auf männliche und weibliche Schultern ist es noch ein weiter Weg. Grund hierfür ist nicht zuletzt ein Schilderwald mit Vorurteilen in beide Richtungen. Während Handwerkerinnen oft mit der Frage nach körperlicher Eignung konfrontiert werden, haben sie selbst wiederum Zweifel, den Anforderungen der Kollegen gerecht zu werden und dem „rauen Umgangston“ standzuhalten.

Dabei beweisen Frauen in anderen Berufsfeldern längst, dass sie physisch belastbar sind. Schließlich sind rund 80 Prozent der Beschäftigten in Pflegeberufen weiblich. Außerdem trägt die Digitalisierung im Handwerk dazu bei, dass bei immer mehr Tätigkeiten dort immer weniger körperliche Schwerstarbeit abverlangt wird. Darüber hinaus lässt sich branchenübergreifend feststellen: Der Umgangston verändert sich positiv, sobald Frauen im Team sind. Außerdem: Gemischte Teams sind grundsätzlich kreativer und kommunikativer, was nachweislich zum wirtschaftlichen Erfolg des Betriebs beiträgt.

Frauen können Handwerk

Nur jeder fünfte Handwerksbetrieb wird von einer Frau geführt. Damit es hier zu mehr Diversität in den einzelnen Berufen kommt, ist zuletzt die Handwerkskammer aktiv geworden. Mit der Kampagne #frauenkönnenhandwerk will sie mit alten Vorurteilen und Klischees aufräumen. Christina Völkers ist dort Leiterin der Koordinierungsstelle zur Frauenförderung und beurteilt die Entwicklung der Branche insgesamt positiv: „Seit einigen Jahren ist im Hinblick auf die Rolle der Frau im Handwerk tatsächlich einiges im Wandel“, sagte sie in einem Interview zur Kampagne, die echte Handwerkerinnen und ihren Werdegang porträtiert.

Das liege vor allem an den Frauen, die sich von den üblichen Klischees nicht abschrecken lassen. Mittlerweile sei es aber für junge Frauen selbstverständlich, einen für sie angeblich untypischen Beruf zu wählen. „Sie werden Malerin, Tischlerin oder Dachdeckerin und üben diesen Beruf erfolgreich aus. Das zeigt, dass es funktioniert und Frauen diese Handwerksberufe genauso gut ausüben können wie Männer.“

Die positivste Entwicklung lässt sich wohl in der Tischlerei verzeichnen. Während der Frauenanteil hier 2017 noch bei 0,8 Prozent lag, stellen 2021 weibliche Azubis immerhin 15,6 Prozent der Berufseinsteiger dar.

Eine Win-Win-Situation

In der Kampagne werden Handwerkerinnen vorgestellt, deren Beispiel junge Frauen ermutigen soll, sich über die gängigen Vorurteile hinwegzusetzen und eingefahrene Muster aufzubrechen. Denn das ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sondern laut einer Studie der Universität Göttingen auch zielführend für die künftigen Arbeitnehmenden: Von fast 2.000 befragten Handwerkern und Handwerkerinnen waren die Teilnehmerinnen besonders zufrieden mit ihrem  Beruf. 86,6 Prozent der befragten Frauen gibt der Handwerksberuf ein gutes Gefühl. Zum Vergleich: In einer Studie, bei der Branchen von Dienstleistung bis Industrie in den Blick genommen wurden, gaben nur 75 Prozent der Arbeitnehmerinnen an, zufrieden mit der Arbeit bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu sein.

Auf die Frage, was passiere, wenn es endlich mehr Frauen in typischen Männerberufen gäbe, antwortet Christina Völkers treffend: „Dann müsste man endlich nicht mehr von typischen Frauen- oder Männerberufen reden. Dann ginge es nur noch darum, ob der Beruf zu einem passt und man ihn kann oder nicht.“

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