Gut durch die Pandemie gekommen?

Not macht erfinderisch: Als das alltägliche Leben im Lockdown stillstand, reagierten diese drei mit einfallsreichen Ideen.

März 2020: Während sich der Frühling seinen Weg bahnt und das Wetter endlich wieder zum Aktivsein einlädt, herrscht auf der ganzen Welt plötzlich Stillstand. Die Corona-Pandemie zwingt in jenem März viele Länder zu harten Maßnahmen. Lockdown heißt der neue Normalzustand auf unbestimmte Zeit in Deutschland, der unter anderem Einzelhandel, Gastronomie und Veranstaltungsbranche durch Schließungen und Absagen hart trifft.

Gerade für kleine Betriebe bedeutete das: ums Überleben kämpfen – mit kreativen Alternativen. Wie sie die Zeit im Lockdown gemeistert haben und mit ihren Einfällen sogar andere Betriebe und Selbstständige unterstützen konnten, erzählen ein Gastronom, eine Veranstalterin und ein Verein.

Restaurant-Eröffnung mit Hindernissen

Restaurant-Eröffnung mit Hindernissen
Das Restaurant Rainer Schneider in Hamburg wurde mitten im Lockdown eröffnet – ohne
Gäste vor Ort. ©Teresa Berschneider

Niels Berschneider ist Gastronom in Hamburg und dort längst kein Unbekannter mehr. In seinen Restaurants interpretiert er die traditionelle Hamburger Küche neu. Sein drittes Restaurant Rainer Schneider eröffnete mitten im Lockdown 2021, als in der Gastronomie keine Gäste vor Ort bewirtet werden durften. Stattdessen gab es Rote-Beete-Burger, Kardamom Buns und vieles mehr to go an „Rainers Fenster“ sowie Ready-to-Cook-Boxen zum Abholen und zum Zu-Hause-Kochen.

Publik gemacht hatte Berschneider die Eröffnung des Restaurants damals größtenteils digital. Vor allem Social Media war ein wichtiges Hilfsmittel: „Wir sind tatsächlich nur in den sozialen Medien aktiv gewesen und haben versucht, die Synergien der drei Standorte zu nutzen“, sagt Berschneider. „Darüber hinaus gab es ein paar Barter-Gewinnspiele und Reichweiten-Kooperationen mit Hamburger Food- und Lifestyle-Bloggern. Ein bisschen PR, hauptsächlich digital, war auch dabei.“

Eine schwierigere Angelegenheit: geeignetes Personal zu finden. Das sei ein großer Nachteil der Pandemie gewesen: „Der Personalmangel in der Branche hat extrem zugenommen, das hat den Start natürlich noch mal schwerer gemacht.“ Aus der Pandemie-Situation habe Berschneider für die Zukunft gelernt und hätte heute rückblickend einiges anders gemacht – zum Beispiel die Eröffnung des Restaurants verschoben, was damals durch finanziellen Druck nicht möglich schien.

Kultur in verschiedenen Formaten

Literarischer Salon Hannover
Das Online-Magazin des Literarischen Salons. Während der Pandemie wurden Veranstaltungen kurzerhand in Artikel und andere Formate umgewandelt. ©Literarischer Salon Hannover

Corona hat nicht nur die Gastronomie, sondern auch die Veranstaltungsbranche verändert: Der Literarische Salon, eine Kultur-veranstaltungsreihe in Hannover, musste 2020 sein ganzes Programm absagen. „Wo zu Beginn allgemeine Ungläubigkeit herrschte, folgten recht schnell Resignation und die große Frage, wie es nun weitergehen soll“, erzählt Mariel Reichard aus der Geschäftsführung des Salons.

Aber es ging weiter: mit kreativen Ideen, die nicht nur die Veranstaltungsreihe retteten und das Publikum zu Hause erreichten, sondern auch den eingeladenen Gästen eine alternative Plattform bieten konnten. Dafür mussten sie zunächst völlig umdisponieren. Statt Veranstaltungsabende vor Ort wurde geschrieben: „Die erste Idee war ein Online-Magazin, das wir COR genannt haben. Mit der Erkenntnis, dass die Pandemie so schnell nicht vorbei sein wird, folgten dann aber andere Formate. Insbesondere ein Livestream auf Youtube und daran anknüpfend ein Podcast auf Spotify von unseren Veranstaltungen“, sagt Reichard.

Damit war auch den oftmals selbstständig arbeitenden Gästen des Salons geholfen, die ebenfalls hauptsächlich von Veranstaltungen leben. Aus der Pandemie nehme Reichard neben vielen schwierigen Situationen aber auch etwas Positives mit: den gemeinsamen Austausch mit anderen Veranstaltenden und die Chance, durch die Online-Formate technikaffiner zu werden.

Coronahilfe: Online-Schaufenster

Unter anderem in den sozialen Medien hat der Verein Das Viertel e. V. aus Bremen seine Aktion
für kleine Betriebe im Viertel beworben. ©Das Viertel e.V.

Kleine Betriebe im Lockdown unterstützte auch der Verein Das Viertel e. V. aus Bremen. Normalerweise setzt sich der Verein für Bremer Stadtbezirke ein – organisiert Veranstaltungen oder informiert über Neuigkeiten, Kultur, Menschen und Betriebe. Als der Lockdown kam und der Einzelhandel schließen musste, baute der Verein kurzerhand einen Shop auf seiner Website für kleine Läden im Viertel, die keinen eigenen Online-Shop besaßen. „Betriebe konnten dort in der Rubrik Schaufenster ihre wichtigsten Artikel einpflegen und anbieten“, erklären Caroline Lehnigk und Janina Kovacs vom damaligen Vorstand.

Beworben wurde die Aktion mit einer groß angelegten Info-Kampagne – in den sozialen Medien, aber auch mithilfe von Plakaten und Flyern im Viertel. Besonders umweltfreundlich und regional wurde auch die Auslieferung der Artikel gestaltet: „Die Lieferung erfolgte mit Anbietern aus dem Viertel.“

Drei Beispiele – drei Herangehensweisen. Einig sind sie sich alle: Der Lockdown hinterlässt bis heute seine Spuren. Gerade Social Media und andere Online-Angebote sind in der Pandemie wichtige Hilfsmittel gewesen, um Publikum erreichen und als Betrieb überleben zu können. Mit kreativen Alternativen haben sie den Lockdown gemeistert – und konnten dabei sogar anderen helfen.

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