Sind Roboter unsere neuen Teamkollegen? Sie werden uns auf jeden Fall die Arbeit erleichtern, sagt Dario Luipers, Geschäftsführer des Mittelstand-Digital Zentrum Rheinland. Im Interview erklärt der Experte die Vorteile von Cobots in Handwerk und Industrie.
Roboter sind auf dem Vormarsch – ob in der Industrie, im Handwerk oder sogar im Pflegebereich. Dabei kommen immer öfter kollaborative Roboter zum Einsatz. Die sogenannten Cobots sind, im Gegensatz zu klassischen Industrierobotern, auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Menschen ausgelegt. Schwierige Aufgaben werden so gemeinsam gelöst – im Team. Wird der Cobot also bald zum neuen Kollegen?
Dario Luipers ist Geschäftsführer des Mittelstand-Digital Zentrum Rheinland und berät kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Sachen innovative Technologien. Er weiß, welche Vorteile die Arbeit mit Cobots bringt – und welche Hürden es für KMU noch zu überwinden gilt. Wir haben mit ihm über das Potenzial der „Roboterkollegen“ im Einsatz gesprochen.
Herr Luipers, viele sprechen über Cobots. Was ist der Vorteil dieser technischen Mitarbeiter?
Die großen Vorteile von Cobots sind die einfache Programmierung und die nicht benötigte externe Sicherheitstechnik. Unternehmen können Prozesse schnell und einfach automatisieren. Zudem können Menschen und Cobots sehr eng zusammenarbeiten, quasi Hand in Hand. Gerade im Bereich Montage bestehen hier große Potenziale.
Und wo sehen Sie noch Hürden?
Herausforderungen sind – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen – die Investitionskosten und die benötigte Zeit zum Einrichten der Cobots. Investitionskosten können aber durch Förderprogramme wie „Digital Jetzt“ reduziert werden. Durch die Mittelstand-Digital Zentren in Deutschland stehen den Unternehmen kompetente Partner zur Seite, und das kostenfrei. So kann auch die Einrichtung eines Cobots beschleunigt werden.
Cobots sind noch relativ neu. In welchen Branchen kommen sie aktuell hauptsächlich zum Einsatz?
Vor allem in der Produktion – oder bei der Automatisierung von Abläufen. Cobots wirken dort unterstützend und nehmen den Menschen oft lästige und repetitive Arbeiten im Arbeitsalltag ab. Der Mensch wird dabei immer mehr zum Vorarbeiter für die Roboter: Mitarbeitende, die vorher Produktionsschritte per Hand durchgeführt haben, überwachen jetzt die Arbeit des Cobots, leiten ihn an und optimieren ihn. Zudem können Cobots auch zur Beförderung schwerer Gegenstände genutzt werden. Der Mensch führt dann den Roboterarm, der das schwere Bauteil von A nach B transportiert.
Wie kann man die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter noch optimieren?
Der Cobot kann sein autonomes Handeln erweitern, wenn er durch externe Sensoren weitere Informationen bekommt. Zum Beispiel kann mit der Hilfe von Kameratechnik ein automatischer Sortierprozess von Bauteilen oder eine optische Qualitätsüberwachung umgesetzt werden. Ein weiterer Aspekt ist der Kollaborationsgrad zwischen Mensch und Roboter. Je mehr der Cobot den Menschen bei seiner Tätigkeit unterstützen kann, zum Beispiel durch das Anreichen von Bauteilen oder Werkzeug, desto angenehmer und effizienter wird der Arbeitsprozess für Mitarbeitende.
Was meinen Sie: In welchen Bereichen und Aufgabengebieten werden wir in Zukunft mehr Roboter zum Kollegen haben?
In der Produktion ist Robotik schon sehr verbreitet. Ein weiterer Einsatzbereich von Cobots wird beziehungsweise ist das Handwerk. In beiden Industrien können Cobots in ähnlichen Anwendungsbereichen eingesetzt werden und unterstützen Mitarbeitende in ihren Arbeitsprozessen. Beispiele hierfür gibt es im Bereich der Logistik – insbesondere fahrerlose Transportsysteme – sowie beim Verpacken, Sortieren oder Schweißen von Produkten.
Bildungszentren wie das Mittelstand-Digital Zentrum Rheinland führen regelmäßig Veranstaltungen durch, in denen gemeinsam mit Firmen Einsatzgebiete für Cobots erarbeitet werden und diese dann auch in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden programmiert werden.
Und wie sieht es außerhalb von Industrie und Handwerk mit der Verbreitung von Cobots aus?
Auch soziale Roboter wie Pepper, ein kleiner weißer Roboter, der unter anderem im Handel Kundenfragen beantworten kann, werden immer häufiger für Interaktionen zwischen Mensch und Maschine eingesetzt – unter anderem bei der Freizeitgestaltung von Senioren. Ein Beispiel dafür ist das Forschungsprojekt GeneRobot. Dies zeigt, dass Roboter in vielen Lebensbereichen alltäglicher werden, nicht nur in der Industrie.
Dario Luipers schrieb seine Masterarbeit an der Universität Duisburg-Essen zum Thema KI, seitdem beschäftigt er sich umfassend mit Digitalisierung. 2021 kam er zum Mittelstand-Digital Zentrum Rheinland, zunächst als kommissarischer Geschäftsführer, jetzt ist er Geschäftsführer. In seiner Funktion berät er kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Sachen innovative Technologien.
Neben Cobots gibt es noch weitere Möglichkeiten, Mitarbeitende im Arbeitsalltag zu entlasten. So sind Exoskelette am Körper getragene Assistenzsysteme, die die Gesundheit der Beschäftigten schützen und Ausfallzeiten deutlich verringern. Lesen Sie mehr dazu in diesem Blogbeitrag.