Betrieblicher Klimaschutz mit System

Viele Unternehmen wollen grüner werden als gesetzlich gefordert. Helfen sollen dabei sogenannte Umweltmanagementsysteme. Deren Einführung ist anstrengend, doch die Mühe zahlt sich aus.

Zahlreichen Firmen gehen die Gesetze zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft nicht weit genug. Sie verpflichten sich selbst zu optimalem Umweltschutz, indem sie ein sogenanntes Umweltmanagementsystem aufsetzen – und gegebenenfalls zertifizieren lassen. Expertin Karin Arnold, Product Compliance Manager mit dem Schwerpunkt Umwelt bei TÜV Süd, erklärt, was sich hinter dem Begriff verbirgt: „Bei einem Umweltmanagementsystem handelt es sich um ein Steuerungstool, das den betrieblichen Umweltschutz effizient organisiert.“ Dabei werden, so die Expertin weiter, alle für den Umweltschutz relevanten Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen der betrieblichen Strukturen und Verfahrensweisen miteinbezogen.

Ziel ist es, die Arbeitsabläufe und die Arbeitsergebnisse
einer Organisation für die Umwelt zu verbessern.

Karin Arnold, Product Compliance Manager mit dem Schwerpunkt Umwelt bei TÜV Süd

Strenge Kriterien bei der Zertifizierung

Wer ein Umweltmanagementsystem in seinem Unternehmen etablieren möchte, kann sich dabei an die weltweit anerkannte Norm ISO 14001 sowie der europäischen EMAS-Verordnung (Eco-Management Audit Scheme) orientieren. Wer sich nach ISO zertifizieren oder nach EMAS validieren / verifizieren lassen will, muss zwar strenge Kriterien erfüllen, profitiert aber enorm davon: „Ein Umweltmanagementsystem hilft, Umweltschutz zu fördern, Auswirkungen auf die Natur zu reduzieren und damit die gesetzten ökologischen Ziele richtig umzusetzen. Darüber hinaus unterstützt es Organisationen, die gesetzlichen Umweltauflagen im Blick zu behalten. Außerdem können Unternehmen damit Ressourcen und Kosten einsparen“, so die Expertin.

Umweltmanagementsysteme zahlen sich aus

Der Nachhaltigkeitsgedanke kann in einigen Fällen sogar die Produktion steigern, meint Karin Arnold. Und das unternehmerische Umweltbewusstsein wirkt auch nach außen: „Immer häufiger fordern Kunden und Gesellschaft aber auch Investoren, Banken und Versicherungen belastbare und glaubwürdige Nachweise über ein umweltverträgliches Wirtschaften.“

Exkurs: Der Unterschied zwischen ISO 14001 und der EMAS-Verordnung

Unternehmen, die sich nach der Norm ISO 14001 zertifizieren lassen wollen, sollten zunächst den Ist-Zustand festhalten. Hier gilt es sowohl Schwächen beim Umweltschutz als auch Potenzial zu analysieren und Ziele für den betrieblichen Umweltschutz zu definieren. Der Satz „das haben wir aber immer schon so gemacht“ lässt sich mit einem Umweltmanagementsystem nicht vereinen. Dessen Einführung kann sich enorm auf das Unternehmen auswirken, zum Beispiel durch Einsparungen beim Wasser- und Energieverbrauch bis hin zur Optimierung von Produktionsanlagen oder gar dem Produktdesign. Die Zertifizierung erfolgt anschließend durch eine externe Organisation, zum Beispiel TÜV Süd.

Doch beim betrieblichen Umweltschutz geht noch mehr: Besonders engagierte Unternehmen können sich auch nach der EMAS-Verordnung der Europäischen Union prüfen lassen. „Die Verordnung zielt sehr konkret auf eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung, die verpflichtend in einem externen Umweltbericht veröffentlicht werden muss. Dafür wird mit der EMAS-Registrierungsurkunde aber auch direkt eine Erfüllung der ISO 14001 bestätigt“, erzählt Karin Arnold. Eine Begutachtung erfolgt durch staatlich zugelassene Umweltgutachter. Die Begutachtung werden von Unternehmen mit zugelassenen Gutachtern durchgeführt, wie etwa TÜV Süd. Eine abschließende Prüfung und Registrierung wird anschließend von der zuständigen Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer durchgeführt.

Augen zu und durch

Welche Herausforderung das Aufsetzen eines Umweltmanagementsystems ist, weiß auch Jakob Flechtner. Er leitet das neue Unternehmensnetzwerk Klimaschutz und befasst sich in der IHK-Organisation seit über 10 Jahren mit der Frage, wie Klimaschutz und betriebliche Erfordernisse vereint werden können. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen unterstützt er Unternehmen dabei, sich zu vernetzen und über den betrieblichen Klimaschutz auszutauschen. Für Jakob Flechtner ist klar, Klimaschutz wird zum Standard, deshalb lohne es sich für Unternehmen in jedem Fall, sich damit so schnell wie möglich auseinanderzusetzen.

Auch wenn das Aufsetzen eines Umweltmanagementsystems schwierig ist, sollten Firmen besser früher als später damit beginnen, meint der Experte. „Der Aufwand für die Einführung hängt von vielen Faktoren wie etwa der Unternehmensart oder seiner Größe ab“, erzählt Jakob Flechtner. Für welches System sich die Unternehmen entscheiden sollten, lasse sich pauschal genauso wenig beantworten, wie die Frage nach den Kosten.

Bei Umweltmanagementsystemen kommt es auf das einzelne Unternehmen an. Es gibt keine Standardlösungen.

Jakob Flechtner, Projektleiter Unternehmensnetzwerk Klimaschutz

Interne Kosten berücksichtigen

Ähnlich wie Karin Arnold mahnt auch der Experte zu einer realistischen Einschätzung der Anforderungen. „Die internen Kosten können schnell unterschätzt werden, wenn man bedenkt, dass die Einführung eines Umweltmanagementsystems auch Arbeitskraft kostet, die dann an anderer Stelle fehlt. Im ersten Jahr sprechen wir je nach Unternehmensgröße möglicherweise schon von einer viertel oder halben Stelle“, schätzt Jakob Flechtner den Arbeitsaufwand ein. Sobald der Prozess jedoch erst einmal in Gang sei, zeige sich schnell das möglicherweise jahrelang übersehene Einsparpotenzial.

Erste Voraussetzungen durch Umweltaudits

Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen, die nicht unbedingt Wert auf eine Zertifizierung oder Registrierung legen, sind die Vorgaben eine Herausforderung. Obwohl sich Unternehmen bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems auch externe Unterstützung holen können, sieht Jakob Flechtner noch eine weitere Alternative: Es gibt zahlreiche Umwelt-Audits, also Untersuchungsverfahren, wie beispielsweise Ökoprofit. Gemeinsam mit anderen Mitstreitern können Unternehmen so herausfinden, wo sie in Sachen Umweltschutz stehen. Das kann den Grundstein für den Aufbau eines eigenen, zertifizierten Umweltmanagementsystems legen, das der Norm nach ISO 14001 entspricht.

Interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer finden auf der im Mai gestarteten Plattform Unternehmensnetzwerk Klimaschutz zahlreiche Informationen und Angebote zum Einstieg in den betrieblichen Klimaschutz.

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