Kreislauf-Problem: Warum alte Produkte nicht auf den Müll gehören

Wiederverwerten statt wegwerfen: Wie das Modell der Kreislaufwirtschaft Ressourcen und Geldbeutel schont.

Konsum macht glücklich ‒ das jedenfalls sagen Wissenschaftler, unter anderem von der renommierten Havard University. Glücklich macht er vor allem dann, wenn wir unser Geld in Dinge investieren, die der Seele guttun – ob das eine Massage ist, ein Kurztrip oder das neue Seidenkleid. Verantwortlich für diesen Mechanismus ist unser Kopf: Konsum regt die Belohnungsfunktion unseres Gehirns an.

Das hat indirekt Auswirkungen auf unseren Planeten. Denn weil dieses Prinzip so gut funktioniert und wir immer Neues haben wollen, gibt es immer mehr Altes, das keiner will: So landen jährlich über 1 Million Tonnen Altkleider in der Kleidersammlung. Noch viel mehr aber landet im Müll. Wurden Socken bei Oma früher noch geflickt, Knöpfe angenäht und Mottenlöcher gestopft, heißt es heute ab in die Tonne. Eine Studie von Greenpeace aus dem Jahre 2015 zeigte, dass 58 Prozent der 18- bis 29-Jährigen noch nie in ihrem Leben bei einem Schuster waren. Nach Angaben der Europäischen Union werden in den Mitgliedsstaaten jährlich mehr als 2,5 Milliarden Tonnen Abfall produziert. Wohin damit?

Längere Lebenszyklen

Ein wichtiger Baustein für eine nachhaltigere Wirtschaft ist die sogenannte Kreislaufwirtschaft. Bereits bestehende Materialien und Produkte werden solange es geht genutzt und Neues – wenn möglich – nicht aus neuen Rohstoffen, sondern aus bereits bestehenden geschaffen. Erst wird instand gehalten, repariert und wiederverwertet, dann recycelt. Rohstoffe bleiben also so lange im Kreislauf, bis sie absolut nicht mehr verwertbar sind. Das Ziel: wirtschaften ohne wegwerfen. Das spart nicht nur Geld, sondern senkt auch die Treibhausgasemissionen.

Dass dies Sinn macht, ist auch in der Politik angekommen. Die Europäische Kommission veröffentlichte im März 2020 einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft. Darin aufgeschrieben stehen Vorschläge für eine umweltfreundlichere Gestaltung von Produkten sowie Ideen, um zukünftig weniger Abfälle zu produzieren. So sollen mit dem neuen „Recht auf Reparatur“ Verbraucherinnen und Verbraucher geschützt werden: Geräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder Fernseher müssen seit diesem Jahr höhere Anforderungen erfüllen, um einfacher repariert werden zu können.

Diese Schritte waren überfällig. Denn wir haben neben dem Müll noch ein weiteres Problem auf der Erde: Die natürlichen Ressourcen werden knapper. Viele Rohstoffe sind nicht unendlich verfügbar, aber es gibt immer mehr Menschen auf der Erde.

Cradle to Cradle

Eine Art der Kreislaufwirtschaft wurde von dem deutschen Chemiker Michael Braungart und dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entwickelt. 2002 veröffentlichte Braungart sein Buch: „Cradle to Cradle ‒ einfach intelligent produzieren“. Inspiriert von biologischen Kreisläufen aus der Natur, verspricht das C-to-C-Prinzip Konsum ohne Abfallprodukte. Genutzt werden dann nur noch unendlich oft wiederverwertbare Materialien, die weder gesundheits- noch umweltschädliche Stoffe enthalten: Wenn Textilien, dann kompostierbar. Wenn Verpackung, dann essbar. Abgekürzt durch „c-to-c“ bedeutet der Name „Von der Wiege zur Wiege“.

Nicht alle feiern diese Idee: Kritik gibt es besonders in Bezug auf die Finanzierung, die Komplexität der Produktionsketten und die Umsetzbarkeit. Die Kostenfrage könnte gelöst werden, wenn Recycling günstiger wird als Neuproduktion, argumentieren die Befürwortenden.

Von PET-Shirts bis Mietjacken

Doch die Klimakrise ist allgegenwärtig und die Modeindustrie die zweitgrößte Umweltsünderin unseres Planeten. Daher gibt es bei Bekleidung schon seit längerer Zeit Marken, die sich auf nachhaltige und recycelte Produktion spezialisieren. So gibt es T-Shirts aus Plastikflaschen, Taschen aus alten Jeans und Hochzeitskleider aus Seidenreststoffen, um den Konsum weiter attraktiv zu halten. Auch MEWA ist hier schon ganz vorne mit dabei: Die neue Kollektion MEWA Peak ist nachhaltig produziert – PET-Flaschen sind als Rohmaterial verarbeitet worden.


Das sind gute Ansätze, doch die schlechte Nachricht fürs Gehirn: Am besten ist es, wenn man gar nichts kauft. Denn ob Spülmaschine oder Strickpullover – das Beste für die Umwelt ist zu nutzen, was es gibt. Ein kritischer Blick in den Kleiderschrank hilft da teilweise schon.

Teilen statt besitzen

Aber auch für alle, die wirklich nichts finden, was ihnen gefällt, gibt es mittlerweile interessante Geschäftsmodelle, die unseren aktuellen Umgang mit Waren optimieren. Zum Beispiel: teilen. Anstatt sich neue Dinge zu kaufen, die man selten nutzt, leiht man einfach. Ob von der Freundin oder von einem professionellen Anbieter. Das kann die Arbeitskleidung sein genau wie das Fahrrad. Wenn man etwas nicht mehr braucht, braucht es sicher jemand anderer. Und die Forschung weiß auch: Nicht nur Konsum macht glücklich. Teilen auch!

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