Wie Recycling die Textilwelt revolutioniert

„Aus Alt mach Neu“ ist das wichtigste Thema auf dem Stoffmarkt. Welche Chancen und Schwierigkeiten Textilrecycling mit sich bringt, erklärt Mark Weber, Teamleiter der Supply-Chain-Management-Produktentwicklung bei Mewa.

Wenn es im Markt der Stoffe aktuell einen Megatrend gibt, dann ist es Recycling. Ob Seide für das Abendkleid oder Polyestergemisch für die Werkstatt, über allem steht die Frage: Wie kann man aus vorhandenen Materialien neue erschaffen?

Im Bereich Arbeitskleidung ist man hier schon auf einem guten Weg. Alleine im vergangenen Jahr sind zahlreiche bahnbrechende Innovationen entstanden. Welche genau, beantwortet Mark Weber, Teamleitung der SCM-Produktentwicklung bei Mewa.

Herr Weber, was sind die größten Neuheiten 2022 bei Mewa, was Textilien betrifft?

Mark Weber: Wenn man konkret auf die Produkte schaut: Das für die Industriewäsche geeignete Basics AIR Shirt, das wir im zweiten Quartal 2022 lancieren. Wir haben hier ein spezielles recyceltes Material entwickelt, das Schweiß leicht abtransportiert und für ein angenehmes Tragegefühl sorgt, auch bei harter körperlicher Arbeit. Wenn ich auf das große Ganze schaue, haben wir auch sonst tolle Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit gemacht. Wir haben ein recyceltes Polyester-Mischgewebe entwickelt und erfolgreich getestet. Das Material muss für unsere Zwecke nicht nur einen hohen Tragekomfort mitbringen, sondern auch für Industriewäsche geeignet sein. Das ist immer wieder eine Herausforderung. Das Gleiche gilt für elastische Recyclingmaterialien, auch hier konnten wir Neues entwickeln.

Warum ist das Recycling von Mischgewebe so schwierig?

Beim Recycling müssen die verschiedenen Materialien – wie Baumwolle und Polyester – erst voneinander getrennt werden, bevor sie zu etwas Neuem werden können. Der Prozess ist sehr aufwendig. Auf dem Modemarkt gab es hier in den letzten Jahren immer mehr Vorstöße. Für uns müssen Stoffe aber nicht nur gut aussehen und bequem sein, sondern auch besonderen Bedingungen standhalten: Wäschen bei hoher Temperatur, extrem starker Belastung, teilweise durch Chemikalien oder Hitze. Außerdem sollen sie lange halten, auch wenn sie oft getragen werden.

Wo liegt aktuell der wichtigste Fokus in Ihrer Abteilung?

Wir setzen schon heute in vielen Bereichen auf Recycling. In der Linie PEAK, die bereits zu über 75 Prozent aus ressourcenschonenden Materialien produziert wird, verarbeiten wir zum Beispiel PET-Flaschen als Rohmaterial. In der Arbeitshose Größe 50 stecken 18 Flaschen, in der Arbeitsjacke Größe 50 sogar 23 Flaschen. Und wir gehen da bis in Details, über die viele sich gar keine Gedanken machen, wie Nähgarn und Etiketten. Das Ziel ist, dass der nachhaltige Anteil immer höher wird. Bei aller Innovation sind Qualität und Sicherheit aber unsere oberste Priorität, und das ist und bleibt die große Herausforderung, gerade wenn es um Nachhaltigkeit geht. Die hohen Anforderungen sind auch ein Grund dafür, dass wir die meisten Materialien selbst entwickeln oder exklusiv für Mewa entwickeln lassen. So können wir von Anfang an garantieren, dass alles passt.

Wie kann man sich die Arbeitsabläufe in der Entwicklung vorstellen?

Wir arbeiten sehr eng mit Gewebeherstellern zusammen, und das in allen Bereichen: von Gewebe über Gestricke bis hin zu Zutaten. Aufgrund unserer speziellen Anforderungen ist das ein sehr exklusiver Kreis, allerdings auch ein sehr verlässliches und stabiles Netzwerk. Wichtig ist es hier, schon bei der Zusammensetzung der Garne genau zu schauen: Was funktioniert für uns ‒ und was nicht?

Welches Material würden Sie gerne selbst entwickeln in Zukunft ‒ wenn das möglich wäre?

Großartig für unser Segment wären recycelte Versionen von Aramid- und Modacrylfasern für den Schutzsektor. Oder ein flammhemmendes Gewebe, das extrem leicht ist und trotzdem die Normen erfüllen kann. Bis heute sind die verwendeten Stoffe in diesem Bereich relativ schwer. Was auf dem Markt auch fehlt, sind hochelastische Stoffe, wie wir sie aus der Sportbekleidung kennen, die trotzdem professionellen Reinigungen standhalten. Und das über viele Jahre und Wäschen hinweg ‒ denn wirklich nachhaltig wird es ja erst, wenn wir die Textilien möglichst lange nutzen.

Mark Weber
Mark Weber, Teamleitung der Supply-Chain-Management Produktentwicklung bei Mewa.
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