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Iberische Jahrhundertdürre rückt Nachhaltigkeit in den Fokus

Die iberische Halbinsel erlitt diesen Sommer eine Jahrhundertdürre. Die Wälder brannten, die Böden versteppten und die Bevölkerung kam mächtig ins Schwitzen. „Was können wir selbst tun?“, fragten sich viele Portugiesinnen und Spanier. Zum Beispiel dazu beitragen, dass die Wirtschaft noch besser zirkuliert und Sharing-Angebote nutzen.

Verdorrte Wiesen, rissige Erde, ausgetrocknete Flüsse und dazu verheerende Waldbrände – hautnah bekamen die Menschen in Portugal und Spanien den Klimawandel diesen Sommer zu spüren. Monatelang fiel kein Tropfen Regen. Temperaturen weit über 30, teilweise über 40 Grad machten der Bevölkerung zu schaffen. Dieses Jahr war es gefühlt durchgehend heiß, tropische Nächte inklusive. Und in der Tat, die offiziellen Zahlen bestätigen es: Portugal verbucht 2022 das trockenste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen vor 91 Jahren. Auch Spanien registriert für 2022 einen traurigen Rekord: Es ist das Annus Horribilis der Waldbrände der letzten hundert Jahre. Die spanische Regierung vermeldete am 14. August die unvorstellbar große verbrannte Gesamtfläche von 229.257 Hektar. Da fehlt nicht mehr viel auf das Saarland mit seinen 257.000 Hektar. Laut EFFIS (Europäisches Waldbrandinformationssystem) verbrannte in Spanien 0,5 Prozent des Staatsgebiets; in Portugal waren es gar 1 Prozent.

Was kommt noch auf uns zu?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Länder warnen, dieses Jahr sei erst der Vorgeschmack auf extrem trockene und heiße Jahre infolge des Klimawandels. Die vielen Sofortmaßnahmen der Regierungen im Laufe dieses Jahres, um Wasser einzusparen, seien gut, findet die Umweltingenieurin Joana Portugal Pereira, die sich auf Klimaveränderungen spezialisiert hat. Wichtig sei es, dran zu bleiben: „Portugal muss Vorsorge treffen, um sich an die Klimaveränderungen anzupassen.“ Mit Blick auf die Landwirtschaft rät Pereira zu tiefgreifenden Wassersparmaßnahmen, Wiedernutzung von Wasser und Baumpflanzungen.

Mit Kreislaufwirtschaft und Sharing Economy das Klima schonen

Hunderttausende von einmal genutzten Plastikbechern nach einem Musikfestival? Das ist in Portugal und Spanien Vergangenheit. Es sind nur noch wiederverwendbare Becher erlaubt. Man kauft den ersten, nutzt ihn weiter, und bevor man nach Hause geht, tauscht man ihn gegen sein Pfand wieder ein. Ein anderes Beispiel, wie Portugal und Spanien, die Umwelt schont, sind das „Aus“ der unzähligen Plastiktüten. Wenn Sie in Spanien oder Portugal schon einmal im Urlaub waren, erinnern Sie sich bestimmt an die unzähligen dünnen Plastiktüten im Supermarkt? Hier wurde alles eingetütet, auch Dinge, die man in die Hand nehmen konnte, denn die Tüten gab es ja umsonst. Auch damit ist seit ein paar Jahren Schluss. An der Kasse gibt es jetzt wiederverwendbare Tragetaschen zu kaufen. Beim Kleidungskauf ist es ähnlich: Entweder man bringt einen Beutel mit oder ersteht eine feste Papiertüte, die sich wiederholt nutzen und schließlich recyceln lässt.            

Die gemeinsame Nutzung von Gütern, also ihre optimale Auslastung, reduziert Müll und CO2-Emissionen. Auch in Spanien und Portugal finden viele Leute Sharing klasse, denn es ist leicht und lean. Man nutzt etwas einfach nur dann, wenn man es wirklich braucht, und spart Geld, Platz und Zeit. In den großen Städten gibt es bei uns z. B. Car, Bike und Roller Sharing sowie Mitfahrzentralen. Hinzu kommen regionale und lokale Initiativen. Viele Ideen gibt es hier zum Beispiel rund um die Weiternutzung von Lektüre. In der Innenstadt, auf dem Markt, in Parkanlagen oder auf Wanderwegen findet man originelle Tauschbörsen für Bücher. In umgebauten Kühlschränken, desaktivierten Telefonzellen und alten Schränken warten sie auf neue Leserinnen und Leser, die bitte eines ihrer gelesenen Bücher hineinlegen, wenn sie eines herausnehmen.

Ob kleine oder große Initiativen, politische oder private Maßnahmen, Tatsache ist, dass die Jahrhundertdürre uns wachgerüttelt hat. Immer mehr Menschen unterstützen die Maßnahmen der Regierungen und fordern weitere. Sie fühlen sich motiviert, ihr eigenes Leben umzustellen und es weniger umweltbelastend zu gestalten. Das ist gut so, denn es ist fünf vor zwölf.

Gastautorin Dr. Silke Buss. Sie ist Beraterin und Coach in Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Mediatorin sowie Leiterin der Agentur BUSS Comunicação.
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