Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein – so steht es im Klimaschutzgesetz. Dafür muss es seine Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren. Für die anstehende Energiewende sind somit Millionen Handwerker und Handwerkerinnen gefragt, um in den kommenden Jahren große Mengen an Solarmodulen zu installieren, Windräder aufzustellen, Gebäude zu dämmen und Heizungen auszutauschen. Es braucht also jede Menge Fachkräfte in sogenannten Klimaberufen.
Handwerk ist Klimasache
Von erneuerbaren Energien über Elektromobilität bis hin zu Wärmedämmung, Smart Home und der Installation von Wärmepumpen: Das Handwerk sorgt ganz praktisch dafür, dass unser Leben klimafreundlicher und nachhaltiger wird – und ohne Fachkräfte aus dem Handwerk lassen sich keine politischen Klimaschutzziele erreichen. Denn weder energieeffiziente Heizungs- und Solaranlagen noch Ladestationen für Elektrofahrzeuge installieren sich von allein.
Schon heute arbeiten rund 5,7 Millionen Handwerker und Handwerkerinnen jeden Tag daran, die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern. Und der Bedarf wird noch steigen. Besonders in den Klimaberufen braucht es dringend mehr Fachkräfte. Eine Studie im Auftrag der Partei Bündnis 90 / Die Grünen ergab, dass bis zum Jahr 2030 etwa 440 000 neue Stellen entstehen dürften. Daher ist es umso wichtiger, junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Gute Argumente dafür gibt es mehr als genug: Sie bekommen nicht nur gute Zukunftsaussichten geboten, sondern können aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zumal die Auswahl an möglichen Berufen so vielseitig ist, dass für die unterschiedlichsten Neigungen eine passende Nische gefunden werden kann. Übrigens: Damit der Beitrag angenehm zu lesen ist, haben wir bewusst drauf verzichtet, die Klimaberufe zu gendern. Das verwendete generische Maskulinum gilt in allen Fällen ausdrücklich für beide Geschlechter.
Welche Klimaberufe gibt es?
Wer im Handwerk arbeitet, ist mittlerweile hauptberuflicher Klimaschützer: Elektroniker sorgen zum Beispiel mit durchdachten Smart-Home-Lösungen dafür, dass Gebäude künftig nachhaltiger werden, installieren Ladesäulen für Elektrofahrzeuge oder nehmen Fotovoltaik-Anlagen in Betrieb. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Energiewende und machen erneuerbare Energien überhaupt erst effizient nutzbar.
Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sind wichtige Ansprechpartner für Energiesparfragen in allen Bereichen der Haustechnik. Zudem ist eine Umstellung von alten Heizungsanlagen auf moderne, umweltfreundlichere Systeme ohne sie kaum denkbar. Denn sie installieren zukunftsfähige Heiz- und Warmwassersysteme, wie etwa Wärmepumpen, Solarthermie und Pufferspeicher. Kraftfahrzeugmechatroniker bringen Schwung in die Mobilitätswende. Sie reparieren Elektroautos – und sorgen so dafür, dass es auf deutschen Straßen umweltfreundlicher wird. Zweiradmechatroniker unterstützen Berufstätige bei dem Vorhaben, mit einem klimaneutralen Verkehrsmittel zur Arbeit zu pendeln, indem sie E-Bikes warten und wieder straßentauglich machen. Mit einer guten Dämmung ermöglichen Dachdecker angenehme Temperaturen im Sommer, und man spart Heizkosten im Winter. Außerdem bringen sie Solarpanels oder Fotovoltaik-Anlagen auf Dächern an und optimieren so die Energiebilanz von Gebäuden. Zudem setzen Dachdecker Fassadenbegrünungen um und schaffen durch die Bepflanzung eine neue Heimat für Bienen und Insekten. Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer sind besonders gefragt, wenn es um die Steigerung der Gebäudeenergieeffizienz geht – rund 35 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen allein auf den Gebäudesektor. Sie sorgen dafür, dass wir künftig weiter komfortabel, aber dennoch umweltfreundlich wohnen können.
Viele Gewerke leisten einen Beitrag zur Energiewende
Nur durch das gewerkeübergreifende Zusammenspiel vieler Handwerksberufe kann eine nachhaltige Transformation gelingen. Schon derzeit arbeiten rund 490 000 Handwerksbetriebe in knapp 30 Gewerken täglich am Erfolg der Energiewende. Auch weniger bekannte Berufsfelder sind dabei gefordert: Brunnenbauer führen Brunnen- und Erdwärmebohrungen durch, die für die Nutzung geothermischer Energie in Anlagen notwendig sind. Tischler und Glaser sanieren Fenster und Türen und machen so Gebäude klimafreundlicher. Stuckateur dämmen und gestalten Fassaden sowohl von außen als auch von innen und sanieren, modernisieren und restaurieren den Gebäudebestand auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Glücklicherweise ist die Zahl der Auszubildenden in den Klimaberufen in den vergangenen fünf Jahren gestiegen, leider allerdings auch die Zahl der unbesetzt gebliebenen Lehrstellen. Das heißt: Die Betriebe stellen zwar mehr Azubis ein, könnten aber noch mehr in Ausbildung nehmen, wenn sie dafür mehr Bewerber oder Bewerberinnen finden würden.
Potenzial für Handwerksbetriebe
Damit die Erfolgsgeschichte der Klimaberufe im Handwerk auch in Zukunft weitergeht, braucht es mehr Menschen, die sich die Energiewende auf die Fahne schreiben und zu ihrem Beruf machen möchten. Deshalb ist die Fachkräftesicherung längst ein gesellschaftliches Anliegen, für dessen Lösung Handwerk, Gesellschaft und Politik an einem Strang ziehen mit der Botschaft: Vielen jungen Menschen liegt der Klimaschutz am Herzen – und das Handwerk bietet ihnen die Möglichkeiten, dieses Anliegen zum Beruf zu machen.
Denn bei Handwerksbetrieben liegt die Nachhaltigkeit quasi in der DNA und das nicht erst seit Klimaschutz Mode geworden ist. Reparieren, Instandsetzen und Erhalten sind Kernkompetenzen von Handwerkern, die so dazu beitragen, dass weniger weggeworfen wird und Ressourcen geschont werden. Für Klimaschutz muss man also nicht unbedingt auf die Straße, sondern man kann einfach ins Handwerk gehen. Alles, was es dafür braucht, ist eine fundierte berufliche Aus- und Weiterbildung, die dafür die besten Voraussetzungen bietet.
Für die Energiewende brauchen wir nicht nur viele Handwerkerinnen und Handwerker in Klimaberufen, sondern auch neue Ideen in der Mobilität. Lesen Sie in diesem Blogbeitrag, inwiefern Lastenräder städtischen Handwerksbetrieben eine praktische und umweltfreundliche Alternative bieten können.