Health Maintenance Organizations (HMOs) in den USA geben jährlich über 140 Millionen Dollar aus, um ihre Kliniken mit medizinischen Geräten auszustatten. Ein Großteil davon kommt allerdings nur sporadisch zum Einsatz. Die meiste Zeit stehen Apparate und Instrumente als totes Kapital in Lagerräumen und auf Korridoren herum. Das US-amerikanische Start-up Cohealo hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem kostspieligen Horten ein Ende zu setzen.
Kliniken möchten stets die optimale medizinische Versorgung mit der besten und neuesten Technologie anbieten. Aber diese steht ihnen nicht unbedingt zur Verfügung, denn die HMOs müssen sparen, um ihre Kliniken überhaupt am Laufen zu halten. Immer strengere Auflagen, Konjunkturschwankungen und unterschiedliche Erwartungen an die Patientenversorgung wirken sich negativ auf die Betriebsmargen aus. Jährlich müssen im Durchschnitt 30 Kliniken schließen. Dadurch ist, vor allem in ländlichen Gebieten, eine optimale Patientenversorgung zunehmend gefährdet.
Das gab den beiden Studenten Brett Reed und Michael Slocombe zu denken. Nach genauerer Betrachtung der Sachlage und nachdem sie sich von Geschäftsmodellen wie Uber oder Airbnb inspirieren lassen hatten, war bald klar: Sharing ist eine echte Option. Medizinische Geräte sind eine der größten Ausgaben für HMOs. Ein einzelnes perioperatives Gerät beispielsweise kann mehr als 500.000 Dollar kosten. Diese Geräte werden jedoch in der Regel nur in der Einrichtung eingesetzt, für die sie gekauft wurden, was das Potenzial für einen Return on Investment einschränkt. HMOs geben jährlich 45 Milliarden Dollar für perioperative Geräte aus, die oft bis zu 90 Prozent ihrer Nutzungsdauer stillstehen. Deshalb gründeten Reed und Slocombe 2011 ihr Unternehmen Cohealo und bieten seitdem HMOs die Möglichkeit, die Vermögenswerte ihrer Kliniken zu bündeln und Equipment, das nicht permanent für Notfälle bereitstehen muss, mit ihren Schwestereinrichtungen zu teilen. Zugleich werden über die Cohealo Plattform die Nutzungsdaten der einzelnen Geräte genau erfasst und ausgewertet. So herrscht stets Transparenz über Verbleib und Zustand der Geräte und Auslastungen können optimiert werden.
Erste Meilensteine des Erfolgs
Die Kaiser Permanente Medical Group ist einer der prominentesten Cohealo Kunden. In zwei Jahren konnte die HMO dank Cohealo bereits 8,6 Millionen Dollar einsparen. Dr. Ronald Loo testiert die Effektivität der Plattform auf der Website des Start-ups: „Die gemeinschaftliche Nutzung von Equipment ist für Kaiser Permanente eine Win-win-Situation. Die Patienten gewinnen, weil wir ihnen die höchste Qualität der Versorgung zum günstigsten Preis bieten können, und unsere Ärzte gewinnen, indem sie schneller Zugang zu neueren Geräten erhalten.“ Das System funktioniert also und hat demnach auch zunehmend Erfolg. Cohealo CEO Dr. Todd Rothenhaus freute sich im Mai 2019 über einen Meilenstein: Die Sharing-Plattform verbuchte ihren 2.500. Geräteanteil. „Das Sharing-Konzept hat auf privater Ebene Tausende von Nutzern befähigt, die Überkapazitäten ihrer Autos und Häuser zu nutzen und so Wert aus ungenutzten Ressourcen zu schöpfen. Die gemeinsame Nutzung von medizinischen Geräten ist eine Einsparmöglichkeit für die Gesundheitssysteme im zweistelligen Millionenbereich pro Jahr“, so Rothenhaus in der offiziellen Pressemitteilung. „Unser 2.500. Geräteanteil zeigt, dass kollaboratives Gerätemanagement in großem Maßstab durchgeführt werden kann, ohne dass Anlagen beschädigt oder klinische Arbeitsabläufe gestört werden.“
Gerätemanagement next Level
Equipment-Sharing klingt eigentlich simpel, aber die Prozesse im modernen Gesundheitsmanagement sind unheimlich komplex. Die Köpfe hinter Cohealo mussten daher neue Wege finden, die Unmengen an Informationen großer HMOs zu verarbeiten. Nur so ist Sharing im großen Stil betriebswirtschaftlich machbar. Konventionelle Lösungen zur Messung und Verbesserung der Auslastung von medizinischen Geräten, wie RFID-Chips und Leasing-Dienstleistungen, reichen nicht aus, um die Bedürfnisse einer großen HMO zu erfüllen. Sie liefern keine ausreichenden Daten über die Nutzung. Die Lösung ist ein umfassendes Analysesystem namens Cohealo Track. Es liefert genaue Nutzungsdaten, die Führungskräften helfen, wichtige Kaufentscheidungen zu treffen. Indem Cohealo Track weiß, wo, wann und wie oft medizinische Geräte eingesetzt werden, findet das System Möglichkeiten, diese Vermögenswerte zu optimieren und die Kapitalrendite einer Klinik zu steigern. HMOs können beispielsweise die Vermögenswerte, die zwischen den Einrichtungen geteilt werden, eindeutig identifizieren. Dadurch können sie die Nutzung vorhandener Ressourcen maximieren, etwa indem sie Chirurgen die notwendigen Geräte bedarfsgerecht zugänglich machen.
Die Mission für Cohealo lautete, Gesundheitsdienstleistern zu ermöglichen, die qualitativ hochwertigste Versorgung zu einem möglichst günstigen Preis anzubieten. Das haben sie erreicht mit dem Prinzip der Sharing-Economy und dadurch eine im Gesundheitsmanagement einzigartige Win-win-win-Situation geschaffen – für HMOs, Ärzte und Patienten.