Die Geschichte des Mehrweg-Putztuchs

Sharing ist eine Erfindung der Neuzeit? Von wegen! Das Leihen von Putztüchern ist schon seit Jahrzehnten selbstverständlich.

Das Putztuch hat eine Geschichte, fast so alt wie die Menschheit selbst: Ob mit Fellteilen oder Grasbüscheln, schon früh suchten unsere Vorfahren nach Helfern bei der Reinigung. Dass dabei zu Stoff gegriffen wird, ist wohl so alt wie der Stoff selbst. Also: uralt. Tatsächlich kann das Nutzen von Stofffetzen zum Putzen zeitlich zurückdatiert werden auf das Alte Ägypten. Das Weben von Stoffen gilt seit 30.000 Jahren als Handwerk. Fetzen und Reste von Kleidung, die beim Weben übriggeblieben sind, dienten dann bereits im Alten Ägypten zum Saubermachen.

Viele Jahrtausende später, im 19. Jahrhundert, bekommt Reinlichkeit einen völlig neuen Stellenwert. Hygiene wird in allen Lebensbereichen wichtiger. In jeden Haushalt gehören nun verschiedene Arten von Tüchern, die das Saubermachen erleichtern. In Fabriken erledigen Maschinen die Arbeit, die früher Menschen leisten mussten, und die Industrialisierung sorgt nicht nur für körperliche Entlastung der Arbeiterinnen und Arbeiter, sondern auch für viel Öl und Schmiere. 

Mietservice seit über einem Jahrhundert

Bis dahin reinigen große Betriebe Ölflecken und Schmiere oft mit Lumpen, die danach verbrannt werden. Das ist nicht nur ökologisch unsinnig, sondern auch wirtschaftlich. Ständig Material zu verfeuern, ist auf Dauer einfach zu teuer. Anfang des 20. Jahrhunderts werden Antworten auf dieses Problem entwickelt ‒ unter anderem von Hermann Gebauer, Gründer von MEWA: „Textilien weben, dann waschen und bei Verschleiß ersetzen.“ Ein Modell, das heute ‒ über elf Jahrzehnte später ‒ Trend ist, wird damals schon sehr gut angenommen: Das junge Unternehmen findet mit seinem neuartigen Servicekonzept schnell Abonnenten.

Erster großer Kunde ist die Königlich Sächsische Staatseisenbahn, knapp zehn Jahre später findet sich in den Auftragsbüchern das Who is who der deutschen Wirtschaft: Siemens, AEG, Bayer und viele andere gehören zu den Abnehmenden. Aber auch andere Unternehmen etablieren sich, verfolgen die Idee, die Konkurrenz wächst stetig. In der Hochphase gibt es rund 70 Dienstleister, die um die Gunst der Kunden buhlen. Dass das Geschäft gut läuft, hat einen einfachen Grund: Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist durch Wirtschaftskrisen und Kriege geprägt von Materialknappheit. Je länger Rohstoffe im Kreislauf bleiben, desto besser.

Kurzer Einbruch und Wisch-Wunder

Nachdem das Geschäft lange floriert, kommt in den siebziger Jahren der große Einbruch. Einwegtücher erobern den Markt und sind für viele Unternehmen damals die „innovativere“ Lösung. Doch schon in den 1990er Jahren kommt der Gegentrend zu den Wegwerfprodukten: Es wird vermehrt auf ökologische Aspekte geachtet ‒ und so kommt es zum neuen Aufstieg des Mietservice und des „Wisch-Wunders“.

Dabei wird das Angebot immer größer. Über die Jahre haben sich Materialien und Anforderungen, gerade auch für die unterschiedlichen Zielgruppen, weiterentwickelt. Ob Druckereien, Werkstätten, Lufttechnik oder metallverarbeitende Unternehmen: Für die verschiedenen Bedürfnisse gibt es heute verschiedene Antworten beziehungsweise Putztücher. Zum Beispiel Putztücher, die speziell dort zum Einsatz kommen, wo eine weitgehend staubfreie Oberfläche gefordert ist.


Technik, die hilft

Damit garantiert werden kann, dass die Tücher auch wirklich sauber wieder dort zurückkommen, wo sie abgeholt worden sind, wird ihr Gewicht heute mithilfe von Computertechnik geprüft: Ist ein Tuch zu schwer, bedeutet das, dass Verschmutzungen hängen geblieben sind. Tücher, die zu wenig wiegen, sind oftmals schon zu verschlissen und werden aussortiert. Auch auf Metallrückstände werden die Putztücher geprüft.

Dass so etwas einmal möglich sein würde, hätte man Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Mietservice erfunden wurde, wohl nicht gedacht. Doch auch wenn es neue Materialien gibt, neue Ideen und Services: Die Grundidee ist heute so aktuell wie damals.

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